Sozialräumliche soziale Schuldnerberatung für Senior:innen
Die Überschuldung privater Haushalte betrifft auch zunehmend ältere Menschen. Aufgrund ihrer Sozialisation und Wertvorstellungen nehmen Senior:innen oft erst Hilfe an, wenn es keinen Ausweg mehr gibt oder wenn die Überschuldung für Personen im Umfeld augenscheinlich wird.
Deswegen bieten wir mit dem Projekt der sozialen Schuldnerberatung für Senior:innen eine aufsuchende sozialraumorientierte Schuldnerberatung an.
Ziel der Beratung ist es, die finanzielle und persönliche Lebenssituation von überschuldeten Menschen nachhaltig zu verbessern, um eine angemessene gesellschaftliche Teilhabe sicherzustellen.
Unsere wesentlichen Handlungsprinzipien sind dabei:
- Sozialraumorientierung: Wohnumfeld, Nachbarschaft
- Freiwilligkeit / Selbstständigkeit
- Eigenverantwortlichkeit / Autonomie
- Verschwiegenheit / Vertraulichkeit
- Nachvollziehbarkeit und Transparenz
- Ganzheitliche Beratung
- Fachliche Unabhängigkeit der Beratung
- Interkulturelle Öffnung
Projektbeschreibung
Die Bedürfnisse und Herausforderungen älterer Menschen im ländlichen Raum unterscheiden sich von denen jüngerer Menschen. Insbesondere die mangelnde Mobilität, um bspw. soziale Sicherungssysteme erreichen zu können, sind ein Problem. Aber auch fehlende Vor-Ort-Einkaufsmöglichkeiten und unzureichende medizinische Versorgung sind grundlegende strukturelle Probleme. Vereinsamung und psychische Erkrankungen können davon die Folge sein. Aufgrund des demographischen Wandels, der Absenkung des Rentenniveaus und der drohenden Altersarmut werden die Senior:innen in Zukunft einen größeren Schuldnerberatungsbedarf haben.
Dementsprechend sind auch die spezifischen Überschuldungsgründe von Senior:innen in der Schuldnerberatung zu beachten. Dazu gehören u.a.:
- die Reduzierung des Einkommens beim Übergang ins Rentenalter
- Nicht-Inanspruchnahme von Transferleistungen wie Wohngeld
- der Verlust des/r Partner:in
- Erkrankung und damit verbundene erhöhte Ausgaben für Medikamente und medizinische Hilfsmittel
- Lebenspartner:in zieht in ein Pflegeheim
- private Krankenversicherung
- Betrugsfälle durch Gutgläubigkeit, insbesondere bei Alleinlebenden
- bestehende Zahlungsverpflichten wie Darlehen beim Übergang ins Rentenalter
- Inflation, hohe Energie- und Wohnkosten
Die Beratung von überschuldeten Senior:innen inklusive Hausbesuchen ist ein spezialisiertes Angebot und erfordert ein Umdenken in der konventionellen Schuldnerberatung.
Projektziele
- Aufbau aufsuchender Schuldnerberatung für Menschen, die die Beratungsstelle nicht erreichen können
- Existenzsicherung, Beratung zu Transferleistungen
- Vermittlung an Fachdienste bei Bestehen weiterer Problemlagen
- Einbeziehen von Netzwerken Ratsuchender (z.B. Angehörige)
- Ggf. die Einrichtung von Beratungszeiten an Orten, die von spezifischen Zielgruppen besucht werden (z. B. Seniorentreffs, stationäre Einrichtungen)
- Gestaltung des Zugangs zu hilfebedürftigen älteren Menschen durch Kooperation mit sozialraum- und handlungsorientierten Akteur:innen (Sozialarbeiter:innen d. allg. Sozialberatung, Wohnungslosenhilfe, Pflegepersonal …), die durch ihre vertrauensbasierten Beziehungen Kontakte zu Menschen herstellen können, die einen schuldenbedingten Beratungsbedarf haben
Projektlaufzeit und -träger
Die Projektlaufzeit ist vom 01.12.2022 bis zum 31.12.2025.
Projektträger ist die Diakonie Deutschland – Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e. V.
Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).
Ihre Ansprechpartnerinnen
Annekathrin Mücke
E-Mail: annekathrin.muecke@dw-tf.de
Tel.: 0151 – 61 64 54 54
Ina Albers
E-Mail: ina.albers@dw-tf.de
Tel.: 0178 – 91 85 702
Termine können telefonisch dienstags und donnerstags von 9:00 – 15:00 Uhr unter 03371 – 40 14 27 bei Frau Flemming vereinbart werden.
Wir klären gemeinsam, ob Sie zu einem unserer Beratungsstandorte kommen können oder ein Hausbesuch in Frage kommt.